Was bedeutet das für die Vorkonditionierung von Elektrofahrzeugen?
Wenn Sie in Europa im ÖPNV-Bereich arbeiten, haben Sie wahrscheinlich schon vom Standard VDV 261 gehört. Möglicherweise sind Sie auch mit der Notwendigkeit vertraut, Elektrofahrzeuge vor Inbetriebnahme vorzukonditionieren beziehungsweise für den Betrieb vorzubereiten. Was genau ist VDV 261 und wie funktioniert er? Welche Probleme werden dadurch gelöst? In diesem Beitrag beschäftigen wir uns unter anderem mit diesen Fragen.
Was ist VDV 261?
VDV 261 ist ein Datenkommunikationsstandard zwischen Ladestationen und Fahrzeugen, der die Vorkonditionierung von Elektrobussen über die Software in Ladestationen ermöglicht. Vereinfacht gesagt, hilft er den Betreibern ihre Elektrobusse vor dem Verlassen des Depots aufzuwärmen oder abzukühlen. Das bedeutet, dass nicht nur die Innentemperatur von Beginn an für Fahrer und Fahrgäste angenehm ist, sondern der Bus auch mit der größtmöglichen Reichweite seine Route starten kann. Außerdem bietet er einen softwaregesteuerten Ansatz. Dies bedeutet, dass die Betreiber nicht mehr ihr Personal losschicken müssen, um jeden Bus manuell vorzukonditionieren – alles kann automatisch geplant und durchgeführt werden.
Was bedeutet VDV 261 für die ÖPNV-Betreiber?
VDV 261 erfüllt einen großen Bedarf von Elektrobusbetreibern, indem er einen standardisierten Ansatz für die Vorkonditionierung von Elektrobusflotten bietet. Dies ermöglicht es den Betreibern, ihre Elektrobusse bei kälterem Wetter vorzuheizen oder an warmen Sommertagen abzukühlen, bevor die Fahrzeuge das Depot tatsächlich verlassen. In einigen Ländern ist es zudem gesetzlich vorgeschrieben und wird von Betriebsräten gefordert, dass Busse für Fahrer und Fahrgäste den Betrieb mit einer bestimmten Innentemperatur antreten.
Kurz gesagt: Mit dem in das Nachtladen integrierten VDV 261 können Betreiber sicherstellen, dass ihre Fahrzeuge die Depots mit der erforderlichen, komfortablen Innentemperatur verlassen und gleichzeitig die Fahrzeugakkus nicht leer sind und über einen ausreichenden Ladestatus verfügen, um ihre Route zu fahren.
Wie erreicht VDV 261 die Vorkonditionierung von Elektrobussen?
VDV 261 baut auf anderen Kommunikationsprotokollen wie ISO 15118 und OCPP auf. VDV 261 nutzt die vorhandene Ladeinfrastruktur und vorhandene Kommunikationsprotokolle, um eine Vorkonditionierung zu ermöglichen. Es ist spannend zu sehen, wie Branchenstandards weiter aufeinander aufbauen und sich gegenseitig informieren und so den Fortschritt beschleunigen.
Zum Laden im Depot muss jeder Elektrobus an eine Ladestation angeschlossen sein. Die zugehörige Telematikplattform erkennt den Bus, und folgende Informationen werden an das Fahrzeug gesendet:
- die Abfahrtszeit oder die Zeit, zu der die Vorkonditionierung des Fahrzeugs abgeschlossen sein muss;
- die Art der Vorkonditionierung, die erfolgen muss (z. B. Kühlung, Heizung oder Belüftung);
- die Außentemperatur, falls sich der Bus in der Halle befindet und die Außentemperatur stark von der Innentemperatur abweicht.
Aufgrund dieser Parameter weiß das Fahrzeug, ob es vorkonditioniert werden muss, was genau es tun soll (heizen oder kühlen) und wann es einsatzbereit sein muss (Abfahrtszeit). Auf Grundlage dieser Informationen kann das Fahrzeug seine Klimasysteme nutzen, um sich auf das Fahren mit der perfekten Temperatur vorzubereiten.
Der Elektrobus und die Ladestation kommunizieren mit der Ladestation als Proxy. Sie kommunizieren mehrmals über Nacht, um sicherzustellen, dass die Softwaresysteme auf dem neuesten Stand sind, und um zu gewährleisten, dass der Bus bei Fahrtaufnahme vorkonditioniert ist.
Während dieses Prozesses ist der Elektrobus durchgehend an die Ladestation angeschlossen. Während der Vorkonditionierung lädt das Fahrzeug, sodass es die für die Temperaturregelung verwendete Energie ausgleicht. Wenn die gewünschte Temperatur erreicht ist, beendet der Bus die Vorkonditionierung und ist bereit zur Fahrtaufnahme.
Was sind die größten Vorteile, die VDV 261 den Akteuren im ÖPNV bietet?
Da der ÖPNV immer mehr elektrisiert wird, haben die Betreiber einige Unterschiede bei der Verwaltung von Elektrobussen bemerkt. Wenn Sie beispielsweise Elektrofahrzeuge heizen, während sie nicht aufgeladen werden, verlieren sie an Reichweite. Das Aufheizen eines Busses von einer Außentemperatur von -10 °C im Winter auf komfortable 15–18 °C verbraucht schon viel Energie, bevor der Bus das Depot verlassen hat. Dies wirkt sich negativ auf die Reichweite aus. Im schlimmsten Fall kann es vorkommen, dass der Bus seine ganze Route nicht schafft und möglicherweise abgeschleppt werden muss. VDV 261 hilft Betreibern, ihre Prozesse und ihre Planung zu optimieren und Risiken zu reduzieren. Darüber hinaus reduziert der Standard Bedenken bezüglich Reichweite und erhöht den Komfort von Fahrgästen und Fahrern, während er Planungsgenauigkeit und -zuverlässigkeit gewährleistet.
Was sind die Anforderungen an die Vorkonditionierung?
Für eine erfolgreiche Vorkonditionierung müssen sowohl die Ladestation als auch die Fahrzeuge VDV 261 entsprechen.
Ich beziehe mich gerne auf die Standards als Sprache und auf die Ladestationen und Fahrzeuge als Personen. Sie sprechen möglicherweise dieselbe Sprache, aber mit unterschiedlichen Dialekten, was zu Missverständnissen führen kann, wenn sie nicht üben.
Bei VDV 261 ist die Situation ähnlich. Alle Parteien können den Standard zwar lesen, ihn aber auch etwas anders interpretieren. Daher ist es immer wichtig, die Kommunikation zwischen Bus, Ladestation und Software zu testen, um sicherzustellen, dass sie die richtigen Informationen austauschen, damit die Busse ihre Routen mit richtig vorkonditionierter Innentemperatur starten.
Um den größten Nutzen aus VDV 261 zu ziehen, empfehlen wir außerdem, dass die Betreiber VDV 463 einhalten. Dieser zusätzliche VDV-Standard (über den wir in einem anderen Artikel berichtet haben) definiert die Interoperabilität zwischen der Ladestationssoftware und den Depotmanagementsystemen. Konformität mit VDV 463 trägt dazu bei, den Prozess der Vorkonditionierung vollständig zu automatisieren. Die Ladestation kommuniziert mit den Depotmanagementsystemen und tauscht relevante Informationen aus, um einen reibungslosen Prozess der Vorbereitung der Fahrzeuge auf ihre Routen zu gewährleisten. Für Betreiber, die noch kein System für das Depotmanagement haben, können wir zudem eine Alternative anbieten, um die notwendigen Informationen für einen erfolgreichen Vorkonditionierungsprozess zu erhalten.
Standards wie VDV 261 sind für den Erfolg der Flottenelektrifizierung entscheidend. Wir sind stolz darauf, an Definition, Implementierung und Test dieser Standards arbeiten zu können, um Flotten bei der Elektrifizierung zu unterstützen. Wenn Sie weitere Fragen zu VDV 261 haben oder eine kompatible Ladelösung benötigen, wenden Sie sich bitte an uns.